Wie beginnt eigentlich ein Burnout?

Anfangs war die Freude groß, dann kam der tiefe Fall. 

Wieso Burnout nicht einfach von heute auf morgen beginnt und warum dieser Prozess mit ganz viel Motivation, Passion und Erwartung zu tun hat und schließlich doch einer größtmöglichen Erschöpfung endet.

 

Burnout beschreibt den Zustand der totalen psychischen und physischen Erschöpfung am Ende eines langen Prozesses. Dieser Zustand ist deutlich abzugrenzen von der normalen Erschöpfung, die aufgrund von zu viel Arbeit, Stress und Überforderung für einen begrenzten Zeitraum auftreten kann. Burnout bedeutet Stillstand. Wie erleben uns ausgebrannt, ohne imstande zu sein die vorher so brennende Flamme wieder anzünden zu können!

 

Die Flamme ist nun erloschen, doch hat diese einmal gebrannt, und zwar nicht ohne Grund, denn wir haben FÜR etwas gebrannt! Das ist ein wichtiger, jedoch feiner Unterschied zu anderen Zuständen wie der normalen Erschöpfung, dem Chronik-Fatigue-Syndrom oder zu einer leichten depressiven Episode.

Burnout beginnt schleichend, ein langsamer Prozess, der jedoch langsam und stetig zunimmt:

 

1. Der Sprint:

Motivation und Leistungsbereitschaft sind groß. Die neue Arbeit, die neue Stadt, die neuen Aufgaben, alles ist aufregend. Die Arbeit macht Spaß, deswegen geben wir auch alles. Der Ort der Arbeit wird zunehmend wichtiger, das Gefühl der Unentbehrlichkeit fühlt sich gut an. Es wird meist mehr gearbeitet als bezahlt, die Zeit für Tätigkeiten außerhalb der Arbeit wird knapper.

Der Energieverbrauch ist hoch, das fühlt sich erst mal gut an. Doch langsam kommt ein Tief. Das ist nicht nur in der Liebe so, wo bekanntlich nach dem ersten Frühling, die anfängliche Leidenschaft und rosarote Brille vorerst weniger wird. 

 

2. Langsame Stagnation:

Die Motivation mit Kunden, Kollegen und/oder Klienten vollsten Einsatz zu zeigen wird nun allmählich weniger, die Konzentration fällt schwer. Nach Möglichkeit werden nun auch die Kollegen gemieden, es ist momentan wichtiger eine Distanz herzustellen. Die Arbeit verliert Ihren Glanz, es fällt schwer dieses anfängliche euphorische Gefühl wieder herzustellen. Manchmal wäre es schön einfach zu flüchten.

Das passiert nun auch, natürlich nur am Wochenende. Hier muss aber alles klappen, denn die Auszeit wird zum Highlight der ganzen Woche. Damit werden nun auch die Konflikte mehr, die Ansprüche an sich selbst nehmen zu, somit auch an die Familie, die Kinder und an das Umfeld.

 

3. Jeder hat Schuld ausser ich:

Angstgefühle schleichen sich ein, die Nervosität nimmt zu. Nun kochen Emotionen über und wechseln mit einem Gefühl von Desinteresse und Leere, die sich dann in Tränen auflöst.

Diese Hilflosigkeit macht unglaublich ruhelos.

Schließlich nehmen die Schuldgefühle über Hand. Doch ertragen werden sie schwer, nun hat stattdessen der Kollege Schuld oder das System ist krank.

Diese Laune und Reizbarkeit führt schnell zu Konflikten mit unserem Umfeld, auch privat.

Im Gegenzug nehmen Selbstvorwürfe zu, das Vertrauen in uns nimmt ab.

 

4. Der Abbau:

Die vorher hoch geschätzten Talente, erbrachten Leistungen, unsere eingesetzten Ressourcen und geschätzten Merkmale werden weniger. Die Leistung nimmt ab, die Ungenauigkeit nimmt zu.

Die Motivation ist Vergangenheit, alles ist ein Muss, eine Vorschrift. Die Kreativität verringert sich, die Phantasie ist ein Niemandsland.

 

5. Alles wird flach:

Nun setzt sich Gleichgültigkeit durch. Unser emotionales Leben findet kaum mehr statt. Auch unser soziales Leben gestaltet sich schwierig. Es fällt nun schwer sich einzubringen und persönlich einen Anteil am Umfeld zu nehmen. Gespräche über die Arbeit werden zusehends gemieden und schließlich kommt die Einsamkeit. 

 

6. Der Körper reagiert:

Nun reagiert auch der Körper auf das Ausbeuten. Das Immunsystem wird schwächer, Krankheiten häufen sich. Schlafstörungen nehmen zu, meist inklusive heftiger Albträume.

Wir beginnen zum Beispiel an einem Engegefühl in der Brust, Atembeschwerden, Kopf- und Rückenschmerzen zu leiden. Auch Verdauungsbeschwerden und Übelkeit kommen hinzu. 

Als Ausgleich brauchen wir meist Alkohol, Medikamente, Drogen etc.

Diese werden nun häufiger als gewöhnlich konsumiert.

 

7. Die Verzweiflung:

Das Leben erscheint überwiegend negativ, eine große Sinnlosigkeit macht sich breit. Wir können nicht mehr hoffen, die Trostlosigkeit kann sich bis zur existenziellen Verzweiflung steigern.

Am Ende steht der Zusammenbruch eines erschöpften hilflosen und sinnentleerten Menschen. Vom ersten Höhenflug und der Manie für die Arbeit blieb nichts mehr übrig, der Betroffene braucht professionelle Hilfe.

 

Solange jeder Einzelne die Reißleine noch selber ziehen kann, so lange ist Burnout noch ein paar Schritte entfernt. Dieser Prozess kann bis zu ein paar Jahren dauern und um nicht in dieser Spirale gefangen zu werden, ist es ratsam die eigenen Warnsignale rechtzeitig zu erkennen!

Schlafstörungen, Reizbarkeit, Unlust, Rückzug, Überforderung, diffuse Ängste und starke Traurigkeit sind alles Symptome, die nicht umsonst entstehen. Wer genau hinsieht und in sich hinein hört, der läuft nicht Gefahr in der Spirale von Burnout festzustecken, sondern kann selbst aktiv werden und sich gegebenermaßen professionelle Hilfe holen!